35 Jahre ist es nun schon her, das die Stahlarbeiter von Krupp für den Erhalt des Stahlwerkes im Duisburger Stadtteil Rheinhausen kämpften. Das Stahlwerk war Jahrzehnte der wirtschaftliche und soziale Mittelpunkt in Rheinhausen und damit verbunden der größte Arbeitgeber des Stadtteils.
Mit dem Beginn der Stahlkrise am Ende der 1970er Jahre wurden bereits tausende Arbeitsplätze im Werk abgebaut. Nachdem im Herbst 1987 beschlossen wurde weitere 2.000 Stellen zu streichen, machte am 27. November 1987 das Gerücht die Runde das Stahlwerk würde komplett geschlossen. Am nächsten Morgen versammelten sich daraufhin tausende von Arbeitern vor der Hauptverwaltung und forderten eine Stellungnahme der Geschäftsleitung. Diese machte dann die Pläne zur Schließung notgedrungen öffentlich. Was man dazu wissen muss, dass von den ehemals 16.000 Mitarbeitern zur damaligen Zeit nur noch knapp über 6.000 beschäftigt waren. Dies war dann der Beginn eines mehrmonatigen Arbeitskampfes, der deutschlandweit Schlagzeilen produzierte und als Sinnbild aller nachfolgenden Arbeitskämpfe einen Platz in der Geschichte hat.
Es folgte eine Welle der Solidarität und Unterstützung für die Stahlarbeiter, nicht nur aus Duisburg, sondern aus dem ganzen Ruhrgebiet und teilweise sogar aus dem Rest der Bundesrepublik Deutschland. Beim Stahlaktionstag am 10. Dezember 1987 versammelten sich 100.000 Menschen, darunter Stahlkocher, Bergleute, Schüler und Studenten. Am 20. Januar 1988 wurde die Rheinbrücke zwischen den Duisburger Stadtteilen Hochfeld und Rheinhausen auf den Namen „Brücke der Solidarität“ getauft und so heißt dieses Bauwerk bis heute und erinnert alle in Duisburg täglich an diese Zeit.
In den Monaten des Arbeitskampfes zeigt der Ortsverband und die örtlichen Politiker immer wieder ihre Solidarität mit den Streikenden. Ob dieses Vorgehen ernstgemeint war oder lediglich als Ablenkung, diente muss jeder für sich entscheiden. Hilfreich ist hier vielleicht der Hintergrund, das der Vorstand der IG Metall in Frankfurt bereits den Abbau von 35.000 Stahlarbeitsplätzen in der gesamten Bundesrepublik zugestimmt hatte. Vor diesem Hintergrund hat die IGM meiner Meinung nach das Stahlwerk Krupp und die gesamte Region verraten und verkauft und damit einen ganzen Stadtteil an den Abgrund des finanziellen Ruins gebracht. Auch hat es zu diesem Zeitpunkt nur lose Versprechung der Stahlkonzerne gegeben sich um Ersatzarbeitsplätze zu bemühen. Über die „Bemühungen“ großer Konzerne möchte ich aber hier nicht sprechen, darüber haben die meisten mittlerweile eine eigene Meinung.
Anfang Mai 1988 stimmten dann IGM und Betriebsräte der Schließung des Stahlwerks Krupp in Rheinhausen zu. Lediglich der Zeitpunkt wurde auf das Jahr 1990 verschoben.
Heute steht lediglich noch ein Teil des ehemaligen Werktors von Tor 1, welches unter Denkmalschutz gesetzt ist und erinnert an den größten Arbeitskampf der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dieser Arbeitskampf beschäftigt heute noch viele Duisburger und man sollte die Solidarität untereinander niemals vergessen. Auch wenn das Ergebnis in diesem Fall am Ende ernüchternd war. Der Strukturwandel geht auch in Duisburg langsam voran, aber man sollte die Vergangenheit nicht vergessen. Einen großen Stahlkonzern mit vielen Arbeitsplätzen gibt es in Duisburg nämlich noch.